Am 05.09. und 06.09. veranstaltete die Bogensparte des MTV Seesen 2 Turniere, die den Mitgliedern besonders am Herzen lagen. Die Einschränkungen in der Corona Zeit haben allen Vereinen zugesetzt, aber da die Bogenschützen im Sommer ausschließlich draußen schießen, sind die Mitglieder hier wohl noch mit einen „blauen Auge“ davongekommen. Wir konnten mit großem Abstand und jeweils nur einer Person pro Scheibe den ganzen Sommer über trainieren und haben uns schließlich auch entschlossen, den Turniertag, der für das Frühjahr geplant war, im Herbst an 2 Tagen nachzuholen. Dazu hat die Pressewartin Brigitte Curtis (PW) mit dem 1. Vorsitzenden der Bogensparte, Christian Rogall (CR) ein Gespräch geführt:
PW: Zunächst würde es sicher alle interessieren, wie denn eure sportliche Saison in diesen schwierigen Zeiten verlaufen ist.
CR: Wir haben großes Glück gehabt, dass in unserer Abteilung und direktem Umfeld niemand krank wurde und wir ohne Unterbrechung, auch in den Schulferien, Bogentraining anbieten und selbst auch trainieren konnten. Außerdem haben wir auch sofort Maßnahmen getroffen, damit wir den Sportbetrieb sicher durchführen konnten. Unsere Trainer tragen z.B. von Anfang an immer Mund-Nasen Masken die wir extra für sie anfertigen lassen haben. Fast alle Turniere in fahrbarer Entfernung wurden von den Vereinen verschoben oder fanden nicht statt und alle Meisterschaften von der Vereinsmeisterschaft bis zur Deutschen Meisterschaft wurden vom Verband (DSB) abgesagt. Das hat an der Motivation, für die längeren Wettkampfdistanzen von bis zu 70 Meter zu trainieren genagt. Die breite Basis trainiert eher auf kurze (18 Meter) bis mittellange (30 Meter) Distanzen.
PW: Wie wurden den die Sicherheits- und Hygieneregeln festgelegt?
CR: Wir sind natürlich an die Bestimmungen des Landes Niedersachsen, des Landkreises Goslar und des MTV gebunden, aber diese haben wir im Interesse der Schützen gerne umgesetzt. Bei uns auf dem Platz gilt für alle Sportler 2 Meter Abstand oder Maske aufsetzen. Jeder Schütze schießt im Training nur auf eine Scheibe (im Normalbetrieb sind es bis zu vier Schützen pro Scheibe) und wenn die Trainer den Schützlingen näher als 2 Meter kommen, dann werden von den Trainern Masken und bei Bedarf sogar Handschuhe getragen.
PW: Konntet ihr denn bei diesen Bedingungen überhaupt Anfängertraining anbieten und wie wurde das organisiert?
CR: Am Anfang der Saison waren wir uns da nicht ganz sicher, ob Anfängertraining sicher durchzuführen ist, aber nach kurzer Zeit haben wir gesehen, wie diszipliniert sich alle Schützen an die Abstands- und Hygieneregeln halten, daher haben wir wieder Anfänger angenommen. Es können zurzeit immer nur so viele Anfänger ausgebildet werden, wie wir Schulbögen haben, so dass jeder Schütze aus hygienischen Gründen immer wieder seinen eigenen Bogen bekommt. Alles, was von mehreren Personen angefasst wird, wird rigoros desinfiziert. Über den Sommer haben wir bisher 10 Anfänger ausgebildet. Jeder Anfänger kann bis zu 4 Mal bei uns an einem Probetraining teilnehmen, dann muss er sich entscheiden, ob er in den Verein eintreten möchte und er muss sich eine Leihausrüstung besorgen. Alle 10 Anfänger sind mittlerweile dem Verein beigetreten und wir haben tolle Verstärkung von Erwachsenen und Kindern bekommen, die auch schon fleißig mit angepackt haben, ein Glücksfall für den Verein! Mittlerweile ist die Bogensparte auf rund 80 Mitglieder angewachsen, was uns sehr freut.
PW: Wie kam es dazu, dass ihr das Turnier nun doch noch durchgeführt habt? Und wie ist es gelaufen?
CR: Aus Sicherheitsgründen, um die Teilnehmerzahl pro Tag zu reduzieren, haben wir das Turnier auf 2 Tage aufgeteilt. Am ersten Tag haben die 3 D Schützen auf unserem eigenen Parcours auf 3D Ziele im Wald geschossen, immer in kleinen Gruppen, so dass auch hier der Mindestabstand gut eingehalten werden konnte. Am zweiten Tag fand das Scheibenturnier statt. Da wir mittlerweile 30 Scheiben auf dem Platz mit Mindestabstand aufstellen können, waren wir froh, dass wir zum Turnier 42 Schützen auf 22 Scheiben verteilen konnten. Es schossen immer 2 Schützen abwechselnd auf eine Scheibe, so dass man sich auf der Schießlinie nicht zu nah kam (2 Meter Abstand). Auch der Aufenthaltsbereich hinter der Linie ist großzügig bemessen, so dass es hier keine Gefahr gab. Das Turnier war ein großartiger Erfolg, alle hatten Spaß. Unsere Parcoursbauer, allen voran unser 3D-Wart Andreas Basch und unser Platzwart Jan Kotschate, haben auch wirklich alles gegeben, um einen anspruchsvollen und interessanten Parcours für die 3D-Schützen zu stellen.
PW: Wie viel Arbeit steckt denn in so einem Turniertag und wie habt ihr das geschafft?
CR: Es steckt viel mehr Arbeit in einem Turnier, als man denken würde. Schon Monate vorher geht die Organisation im Hintergrund los. Ausschreibung und Preise gestalten, was in unserem Fall auch bedeutet das unser Graphiker (Danke Jens Burger) an die Arbeit gehen muss. Bedeutet Fotos schießen und diese dann ins richtige Design bringen. Die Verwaltung der Anmeldung und Geldeingänge, außerdem das Bestellen unserer speziellen Preise (individuell bedruckte Tassen inkl. Urkunden). Da wir uns auch dieses Jahr wieder etwas erweitern wollten, haben wir neue und mehr Scheibenständer gebaut (vielen Dank an dieser Stelle an Peter Brackmann!). Wenn das Turnier näher rückt kommt die Teamplanung, Material Beschaffung und Einkaufen und Planen für das Catering unter Corona Bedingungen. Es war schon ein Kraftakt, aber wir haben wirklich tolle Mitglieder, von denen so viele mit angefasst haben, wir waren begeistert!
PW: Wenn man ein Turnier mit Catering anbietet, kann man das überhaupt Corona-sicher gestalten?
CR: Wir haben uns natürlich auch gefragt, ob alles sicher für Mitglieder und Gäste ist, aber mit den entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln konnten wir am Ende, aus unserer Sicht ein gute Lösung präsentieren. Wir hatten z.B. drei streng getrennte Stationen beim Catering: 1. Aussuchen mit Musterstückchen; 2. Bezahlen (natürlich kontaktlos) und 3. die Ausgabe, wo wir die Schützen mit tollen Kuchen, Würstchen, Kürbissuppe und belegten Brötchen glücklich gemacht haben.
PW: Was passiert, wenn doch etwas passiert?
CR: Die Gefahr hat man immer, dass ein Schütze das Corona Virus auf eine Veranstaltung mitbringt, das kalkulierte Risiko müssen alle Vereine in Deutschland eingehen, die nicht ihre Türen komplett schließen wollen. Wir können mit Überzeugung sagen, dass wir alles versucht haben, um eine Verbreitung auf unserem Turnier zu verhindern. Etwas umständlich war manches schon, so mussten z. B. alle Zuschauer, so auch Eltern und Geschwister von Schützen, hinter einer extra angebrachten Sicherheitslinie getrennt vom Sportbetrieb bleiben. Außerdem stand an allen Ecken und Enden Desinfektionsmittel und es wurde streng darauf geachtet, dass dieses auch benutzt wurde.
Als letztes sind natürlich auch alle Kontaktdaten vorm Betreten des Sportgeländes aufgenommen worden und werden aufbewahrt.
PW: Hatten denn Alle Spaß?
CR: Wir haben so viele positive und sogar enthusiastische Rückmeldungen bekommen, wir waren sehr gerührt. Bei vielen Schützen stand der sportliche Erfolg an beiden Turniertagen gar nicht im Vordergrund, da etliche kaum trainieren konnten oder wollten. So haben am Folgetag bestimmt einige Sportler Muskelkater. Die meisten sagten, dass sie hauptsächlich einen schönen Tag in der Sonne unter Freunden verbringen wollten, die man lange nicht gesehen hat. So gab es denn auch ein freudiges Wiedersehen mit vielen Schützen, die man auf Turnieren normalerweise alle paar Wochen trifft.
PW: Wie blickt ihr denn in die kommende Wintersaison?
CR: Wir können schlecht planen, wie sich die Corona-Zahlen entwickeln und müssen von Woche zu Woche entscheiden, wie wir vorgehen, aber die Planung für die Wintersaison steht. Wir machen uns Gedanken über ein Buchungssystem für die Scheiben, damit es nicht zu viele Schützen auf einmal werden. Ob wir in der Halle auch Anfängertraining für ganz frische Neulinge anbieten können, wissen wir noch nicht. Die Termine für die Meisterschaften stehen jedenfalls. Am 07.11. findet die Vereinsmeisterschaft statt und am Wochenende danach, am 15.11. die Kreismeisterschaft. Wir hoffen, dass wir auch noch lange, zusätzlich draußen schießen können. Wenn es einen milden Winter gibt, dann wäre das möglich.
PW: Was steht noch so an?
CR: Im September fahren wir mit einigen Mitgliedern auf eine 3-D-Klassenfahrt nach Brilon. Dort gibt es einen großen 3D-Parcourse der aus 3 Strecken besteht, die wir mit unseren Schützen und Freunden aus dem befreundeten ASC Göttingen in kleinen Gruppen beschießen wollen. Wir freuen uns schon riesig darauf.
PW: Also war es alles in allem eine erfolgreiche Saison?
CR: Es hätte unter diesen Umständen kaum besser laufen können! Wir sind alle gewachsen, nicht nur die Abteilung vor allem die Mitglieder. Unsere Abteilung hat großartige Arbeit geleistet. Wir haben es geschafft, in einer Zeit der Unsicherheit, Menschen zu motivieren sich einem Sport zu widmen mit dem sie ihren Alltag einen Moment entfliehen können. Trotz Auflagen und großer Vorsicht könnte unser Trainerteam mit Herzblut und Freude seine Arbeit fortsetzten. Es hat Neulingen den Mut und den Halt gegeben sich dem Bogensport zu widmen und konnte den alten Hasen immer wieder neue Trainingsimpulse geben. Alle Mitglieder haben sich immer vorbildlich an die gerade aktuellen Corona Auflagen gehalten. Im speziellen haben einige Mitglieder zeigen können, was noch in ihnen steckt. Ob es ein Urlaub auf dem Bogenplatz war um Scheibenständer zu bauen, on man den Mut gefunden hat, in eigener Verantwortung einen sicheren und herausfordernden Parcours zu stellen oder einfach Aufgaben zu übernehmen die man sich im ersten Moment nicht zugetraut hat.
Ich darf mein Hobby und meine Passion mit Menschen teilen die mich immer wieder positiv überraschen und mir immer mehr unter die Arme greifen.
Dafür ein ganz dicker virtueller Knuddler.