Glänzender 10. Platz bei den World Games

Noch bis zum Wochenende finden in der südchinesischen 22-Millionenstadt Chengdu die diesjährigen World Games statt, die Weltspiele für Sportarten, die zwar olympisch anerkannt, aber nicht im olympischen Programm vertreten sind. Dazu zählen  u.a. Beachhandball, Kanupolo, Lacrosse, Faustball, Flossenschwimmen, Breakdance, Cheerleading, Karate, Akrobatik, aber auch Orientierungslauf. Rund 5000 Athleten kämpfen in 34 Sportarten um die Medaillen.

Nur 80 OLer, je 40 Männer und Frauen, sind nach einem festgelegten Schlüssel dabei, wobei auch die Topnationen nicht mehr als je zwei Herren und Damen stellen dürfen. Deutschland war nach den Saisonleistungen des Vorjahres eigentlich knapp nicht qualifiziert, rutschte als erster Nachrücker aber durch den Verzicht Dänemarks ins Teilnehmerfeld. In das vierköpfige deutsche Team war wie schon bei den letzten World Games, die 2022 in Birmingham (Alabama, USA) stattfanden, auch Birte Friedrichs vom MTV Seesen berufen worden.

Gleich als erste Entscheidung der Spiele stand der Lauf über die Mitteldistanz am Freitagvormittag an, der bei grenzwertigen äußeren Witterungsbedingungen stattfand. Bei 36 Grad Celsius, extrem hoher Luftfeuchtigkeit und nahezu praller Sonne mussten die Posten in völlig ungewohntem Gelände zwischen Orangenhainen  und Maisfeldern aufgesucht werden, wozu es ratsam war, die Route über die zahllosen kleinen, aber schwer erkennbaren Pfade zu wählen.Wegen dieser Bedingungen empfahl es sich rechtzeitig runter zu schalten und auf saubere Orientierung zu achten. Der technische Anspruch war eher gering, aber wie sehr die schwüle Hitze den Athleten zusetzte, zeigt sich daran, dass nicht nur die geplanten Siegerzeiten weit überschritten wurden, sondern eine Vielzahl Athleten das Rennen aufgaben.

Die Seesenerin beschrieb nach ihrem Lauf: „Der Anfang lief gut, doch nach einer kleinen Unsauberheit nach einigen Posten erwischte die Hitze mich wortwörtlich aus heiterem Himmel. Ab da ging läuferisch gar nichts mehr und ich musste langsamer laufen als ich wollte. Ich habe bewusst das Tempo rausgenommen, um überhaupt noch klar im Kopf denken zu können.“ Umso überraschter war sie, dass in der Endabrechnung ein herausragender zehnter Platz heraussprang. Überhaupt überzeugte das deutsche Team an diesem Tag mit zwei TopTen-Platzierungen, da Hanna Müller noch zwei Minuten schneller war und somit sogar einen tollen siebten Platz erreichte, und einem sehr guten elften Rang des besten Herren Bojan Blumenstein.

Im Ziel war viel Eiswasser erforderlich, um die Athleten wieder runter zu kühlen. Die Grenzwertigkeit, den Lauf überhaupt durchzuführen, unterstreicht die traurige Nachricht, dass ein italienischer Läufer während des Rennens bewusstlos geworden war und am Montag verstorben ist.

Nach einem Ruhetag folgte am Sonntag die Sprintentscheidung bei kühleren Temperaturen und sogar leichtem Regen. Ausgetragen wurde der Sprint, ebenso wie tags darauf die Sprintstaffel, im Jiangxi River Ecological Greenway Park, eine große Freizeitanlage mit verwinkelten Grünfächen, Hügeln, Gewässern mit Brücken sowie einem Riesenrad. Vom technischen Anspruch war das also genau ein Gelände nach dem Geschmack der MTVerin, nur leider stellten sich am Wettkampfmorgen Magenprobleme ein, die sie daran hinderten so schnell zu laufen, wie sie es gern getan hätte. Die Folge war ein zwar fehlerfreier Lauf, aber mit Rang zwanzig nicht ganz das angepeilte Ergebnis im engen Klassement. Ihrer Kameradin Hanna Müller gelang erneut mit Rang acht eine TopTen-Platzierung, die beiden Herren belegten die Ränge 14 und 18.

Bei der abschließenden Sprintstaffel wollte das deutsche Quartett den achten Platz der letzten World Games bestätigen und nach den Parts von Hanna Müller, Anselm Reichenbach und Bojan Blumenstein lag es auf Rang sieben und es sah eigentlich ganz gut aus. Der noch weiter geschwächten Schlussläuferin Birte Friedrichs gelang zwar ein technisch sauberer Lauf, mit dem sie immer wieder die Fehler der mit ihr konkurrierenden Polin und Lettin kompensierte, aber im Schlussspurt hatte sie nichts mehr entgegenzusetzen und musste beiden den Vortritt lassen. Mit einer gesunden Schlussläuferin wäre ein toller siebter Platz gut zu erreichen gewesen, zumal die Seesenerin in solchen Situationen schon einige Male sich durchsetzen konnte. Dieses Mal musste das Team sich mit Rang neun begnügen.

Den Sieg sicherte sich nach einer grandiosen Aufholjagd der überragenden Athletin der Spiele Simona Aebersold die Schweiz ganz knapp vor Schweden und Tschechien. Mit vier Siegen in fünf Entscheidungen dominierte die Schweiz, danach konnten mehrere Nationen ihre ersten Medaillen bei World Games bejubeln. Das deutsche Team konnte mit seinem Abschneiden trotz der gesundheitlichen Beeinträchtigung sehr zufrieden sein und zeigte, dass es gut vorbereitet war.

Auch neben den Wettkämpfen konnten interessante Eindrücke in Chengdu gesammelt werden, bei der imposanten Eröffnungsfeier ebenso wie beim Besuch der Entscheidungen in anderen Sportarten oder beim touristischen Beiprogramm. Inzwischen haben die Orientierungsläufer bereits die Heimreise angetreten, zumal in knapp zwei Wochen bereits die Europameisterschaften in den Sprintdisziplinen in Belgien folgen.


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