Nach den Weltmeisterschaften in den Sprintdisziplinen in Edinburgh stand in den letzten Tagen der zweite internationale OL-Höhepunkt an, die Europameisterschaften in den Walddisziplinen. In der Nähe der ungarischen Stadt Tatabanya, ca. 50 km westlich von Budapest gelegen, stritten rund 300 Athleten aus knapp 50 Nationen um die sechs Titel. Diese gingen wenig überraschend an die großen OL-Nationen Norwegen (alle drei Titel im Männerbereich), die Schweiz (2) und Schweden. Zum 13köpfigen deutschen Team gehörten auch wieder die beiden Seesener Birte Friedrichs und Ole Hennseler, von denen vor allem Letzterer mit starken Leistungen überzeugte.
Als Laufgebiet hatten die ungarischen Organisatoren einen Höhenzug mit steil abfallenden felsigen Hängen ausgewählt, in denen die Routenwahlen gut überlegt sein mussten. Zudem mussten bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad Celsius und nachmittäglichen Gewittern, die die Hänge rutschig machten, reichlich Höhenmeter bewältigt werden.
Den Auftakt bildeten die jeweils drei Vorläufe über die Mitteldistanz, aus denen die besten Zwanzig sich für die Finalläufe qualifizierten. Dieses ist bei einer EM ungleich schwerer als bei einer WM, weil die Nationen statt drei gleich bis zu acht Athleten melden dürfen. Diese hohe Hürde schafften aus dem deutschen Team nur Hanna Müller (Gundelfinger Turnerschaft) als 16. und Ole Hennseler mit einem flotten und dabei fehlerfreien Lauf als 15. Da in den Vorläufen in einem sehr offenen Terrain mit teilweise recht einfacher Bahnlegung „mächtig die Post abging“, waren die deutschen Teilnehmer wie schon bei der Sprint-WM nicht schnell genug. So auch Birte Friedrichs, der als 28. ihres Vorlaufs trotz nahezu fehlerfreien Laufes knapp zwei Minuten zum Weiterkommen fehlten.
Beim Mittel-Finale hatte der Bahnleger es etwas übertrieben, denn die angestrebten Siegerzeiten von 35 Minuten wurden bei Männern und Frauen um mehr als fünf Minuten überschritten. Entsprechend überproportional viele Läufer und Läuferinnen brachten ihre Läufe nicht zu Ende. Ole Hennseler hingegen gelang auf der 5,1 km (Luftlinie) langen und mit knapp 400 Höhenmetern gespickten Strecke bis auf zwei ganz kleine Unsauberkeiten ein perfekter Lauf, der mit einem fantastischen 22. Platz belohnt wurde, eine für deutsche Verhältnisse großartige Leistung. Mit einem guten Lauf durch die felsigen Hänge erreichte auch Hanna Müller die gleiche Platzierung.
Auf der Langdistanz hatten die Damen 10,8 km mit 630 und die Herren 13,9 km mit 850 Höhenmetern zu bewältigen. In Abwesenheit von Ole Hennseler, der wegen einer eitrigen Entzündung am Fuß im Hinblick auf den Staffellauf auf einen Start verzichtete, war Bojan Blumenstein (OSC Kassel) als 46. bester deutscher Läufer. Birte Friedrichs gelang ein solider Lauf ohne ernsthafte Fehler und mit klugen Routenwahlentscheidungen, es mangelte allein wieder ein wenig am Tempo, um sich weiter vorn zu platzieren. Als gute 62. war sie dennoch klar beste deutsche Läuferin.
In den Staffeln wurden beide Seesener als Schlussläufer der ersten Teams eingesetzt. Bei den Herren gelang es dem Startläufer Felix Späth (OLG Siegerland) einmal mehr, sich an den führenden Läufern festzubeißen und mit Tuchfühlung zur Spitze zu übergeben. Bojan Blumenstein musste dank zweier Fehler etwas abreißen lassen, verlor zwei Positionen und kam mit der Verfolgergruppe zum Wechsel. In dieser leistete Ole Hennseler viel Führungsarbeit und entschied sich bei einer längeren Postenverbindung für eine andere Route als seine Konkurrenten. Diese erwies sich als die bessere Variante, sodass er die restliche Strecke mit einer halben Minute Vorsprung auf seine Konkurrenten in Angriff nahm und diese Position nicht mehr hergab. Ein toller achter Platz war der verdiente Lohn, der möglicherweise im Hinblick auf die Qualifikation für die nächsten World Games 2025 in China von Bedeutung sein kann.
Das Damenrennen lief nicht ganz so gut, denn schon die Startläuferin Hanna Müller verpasste den Anschluss an die Spitzengruppe und übergab mit Rückstand auf Rang 13. Diese Platzierung hielt die als Ersatz eingesprungene Juniorin Lone Pompe (SV Robotron Dresden) mit einer guten Leistung. Birte Friedrichs hatte gegen die starken Schlussläuferinnen der Staffeln vor ihr keine Chance, hielt aber bei einsetzendem Gewitter und heftigem Regen ebenfalls den 13. Platz gegen die Konkurrenz.