Traditionell am ersten Oktoberwochenende fanden zum Abschluss der nationalen Titelkämpfe die Deutschen Meisterschaften über die Langdistanz und der Deutschland-Cup statt. Aufgrund der günstigen Konstellation mit dem Feiertag zur deutschen Einheit und dem Brückentag bot der ausrichtende USV TU Dresden, der größte deutsche OL-Verein, ein viertägiges Spektakel an, das dank der Tatsache, dass die Waldläufe mal wieder in der sächsischen Schweiz ausgetragen werden durften, über 900 deutsche und einige ausländische Athleten anlockte.
Den Auftakt am Feiertag machte als Novität in dieser Größenordnung ein Indoor-Lauf. Dafür hatten sie sich den Georg-Schumann-Bau der TU Dresden ausgesucht, ein Gebäude über sieben Stockwerke, das mit einem komplexen Wegesystem, nicht durchgehenden Treppenhäusern, und diversen Zwischengeschossen die Läufer vor sehr komplexe Aufgaben stellte. Aus dem Angebot von neun Strecken mit aufsteigender Länge und Schwierigkeit hatten sich Julia und Hanna Stark für die dritte Bahn entschieden und wurden unter den 70 Startern gute Dritte bzw. Vierte. Rut Stark belegte auf der vierten Bahn einen Mittelfeldplatz.
Am Freitag folgte ein Sprint-OL, der auch für die Deutsche Park-Tour-Wertung zählt. Nach einfachem Beginn im flachen Wohngebiet der Kleinstadt Hohnstein ging es dann durch enge und steile Gassen hinauf zur mittelalterlichen Burganlage, wo noch knifflige Routen über verschiedene Ebenen gefunden werden mussten. Für die besten Seesener Ergebnisse sorgten Rut Stark (D-16) als Siebte und Maik Schweizer (H-16) als Neunter.
Für die Titelkämpfe über die Langdistanz ging es in die Nikolsdorfer Wände, ein Gebiet mit mächtigen Sandsteinfelsen in der Nähe von Königstein, das von Felsbändern durchzogen war. Diese wurden durchschnitten von teilweise sehr engen Passagen, bei denen man abschätzen musste, ob man hindurchpasste. Umgeben waren die Felsen von relativ flachen Nadelwäldern mit Farnkraut-Unterbewuchs, sodass sich ein Mix aus schnellem Lauf und „Klettern“ ergab.
Die Elitekategorien waren, auch weil die Bundeskaderathleten direkt vom Weltcup und Trainingslager aus Finnland angereist waren, bestens besetzt und es entwickelten sich bei Herren und Damen gleichermaßen spannende Titelkämpfe mit jeweils einem Quartett im engen Rennen um die Medaillen. Bei den Herren setzte sich der als Favorit gehandelte Ole Hennseler nach verhaltenem Beginn auf der Schlussschleife letztendlich noch deutlich mit über zwei Minuten Vorsprung vor seinen Nationalmannschaftskameraden durch. Mit diesem hervorragenden Lauf gelang dem Vorjahressieger eine erfolgreiche Titelverteidigung. Auf Siegeskurs lag bis zum vorletzten Posten auch Birte Friedrichs, doch eine unglückliche Routenwahl drehte hier die Reihenfolge der ersten Vier komplett um, sodass die bis dato führende Seesenerin noch knapp an den Medaillenrängen vorbei rutschte und sich trotz guten Laufes mit dem vierten Platz begnügen musste.
Auch die übrigen MTV-OLer wussten überwiegend zu überzeugen. Lena-Maria Klose erreichte in der D-20 den 8. Platz, im Gleichklang in den 16er-Kategorien wurden Rut Stark und Maik Schweizer jeweils als 18. notiert und Martin Hennseler wurde in der stark besetzten Klasse H50 guter 15. In der nicht als Meisterschaftskategorie zählenden H21A überraschten Aaron Wandelt und Jan Klose mit den starken Rängen vier und acht, Carolin Bernsdorf wurde 22. in der D21A. In der D-12 fiel Hanna Stark durch einen unglücklichen Fehlstempel aus der Wertung.
Bei der abendlichen Siegerehrung wurde Ole Hennseler als diesjähriger Bundesranglistensieger mit einem Laufshirt gekürt. Als jeweiks Zweite in der Bundesrangliste beendeten Birte Friedrichs und Till Buchberger (H-20) die Saison.
Am Sonntag schloss die Deutschland-Cup-Staffel, eine Fünferstaffel mit beliebiger Zusammensetzung, die nur hinsichtlich des Alters bestimmte Vorgaben erfüllen muss, die vier Tage ab. Wegen des Fehlens von Till Buchberger und der krankheitsbedingten Absage von Katharina Linke und Hochschulmeisterin Hanna Czerlinski mussten die MTVer umstellen und konnten den starken vierten Platz des Vorjahres als bestes Nicht-Dresdner Team nicht verteidigen. Zu allem Überfluss musste Startläuferin Birte Friedrichs aus der ausgelosten (und nicht wie üblich nach Vorjahrsplatzierung vergebenen) vorletzten Startreihe starten, was insofern ärgerlich war, weil der erste Posten nicht sehr weit entfernt in den Felsen stand und sich die 80 Startläufer in der engen Passage zum Posten wie auf der Autobahn stauten. Der Rückstand war für sie nicht mehr aufzuholen, das mussten die folgenden Läufer übernehmen. Dies gelang Martin Hennseler und Aaron Wandelt gut, während Rut Stark durch einen Fehler auf ihrer kurzen Strecke noch einmal etwas Zeit verlor. So startete Ole Hennseler von Rang 14 mal wieder eine furiose Aufholjagd und brachte auf den letzten Metern mit Tagesbestzeit sein Team noch auf den achten Platz. Damit waren alle zufrieden, weil unter den gegebenen Umständen kaum mehr möglich war.
Auch das zweite Team mit Jan Klose, Carolin Bernsdorf, Julia Stark, Maik Schweizer und Lena-Maria Klose schlug sich beachtlich und erreichte als 50. das Ziel. Hanna Stark war an den SV Hildesia Diekholzen ausgeliehen und erreichte mit diesem Team, auch dank ihres tollen Laufes, in der Schüler-Cup-Staffel einen ausgezeichneten dritten Platz.