Für gut eineinhalb Wochen weilte der deutsche OL-Bundeskader zur Vorbereitung auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften in der finnischen Stadt Kuopio. Nachdem Ende September des vergangenen Jahres beim Weltcupfinale bereits die Möglichkeit bestand, sich mit den örtlichen Begebenheiten vertraut zu machen, diente das jetzige Trainingslager dazu, sich noch besser auf das zu erwartende Terrain einzustellen und entsprechende Techniken zu schulen. Bei zwei WM-Testläufen über die Mittel- und die Langdistanz, bei denen auch ein Großteil der Weltelite anwesend war, zeigten die beiden Seesener Ole Hennseler und Birte Friedrichs die konstantesten Leistungen im deutschen Team. In dem nur mäßig steilen und mit vielen Steinen durchsetzten Gelände, dessen feingliedriges Höhenbild eine saubere O-Technik erforderte, kamen sie gut zurecht, was im Hinblick auf die WM die Hoffnung auf gute Platzierungen weckt.
Birte im Qualifikationsrennen (Bild: svensk orientering)Den Abschluss des Trainingslagers bildete dann die Teilnahme an der Jukola, des größten finnischen Vereinsstaffelwettbewerbs. Während die deutschen Herren in diversen skandinavischen Vereinsteams in Siebenerstaffeln durch die Nacht liefen, startete bei der Vierer-Damenstaffel, die bereits am Nachmittag stattfand, Birte Friedrichs in einer Dresden-Staffel. Dieses Quartett mit vier Nationalmannschaftsläuferinnen belegte unter den knapp 1400 Teams einen ausgezeichneten 50. Platz.
Von Finnland siedelte ein Großteil des Kaders dann direkt nach Schweden um, wo nach vier Jahren Pause wieder eine Weltcuprunde in Idre in der Region Dalarna stattfand. Das Terrain um das Idre Fjäll, eines der bekanntesten schwedischen Skigebiete, in dem schon Weltcup-Slaloms ausgetragen wurden, präsentiert sich sehr abwechslungsreich: Steile Hänge wechseln mit flachen Sumpfflächen, detailreiche Höhenstrukturen mit großen Partien ohne jegliche Objekte, flacher Bewuchs mit ganz offenen Fichtenwäldern und hervorragender Sicht. Diese permanenten Geländewechsel stellten selbst die besten Orientierungsläufer/-innen teilweise vor große Probleme.
Zum Auftakt der Weltcupläufe, für die 120 Damen und sogar 180 Herren gemeldet hatten, stand eine verkürzte Langdistanz als Qualifikationslauf für die Läufe über die Mittel- und die Langdistanz an, bei der sich jeweils die ersten Zwanzig aus drei Vorläufen für das A-Finale qualifizierten. Da die Vorlaufstrecken technisch etwas einfacher gehalten waren, musste man schon sehr flott unterwegs sein, um dieses Ziel für die lange Strecke zu schaffen. Es wurde für die Deutschen sehr eng, aber Ellen Klüser als 18. und Birte Friedrichs als 19. ihrer Vorläufe gelang der Einzug in das A-Finale, während Hanna Müller (21.) und Ole Hennseler als 22. nur um wenige Sekunden scheiterten. Für die übrigen Deutschen war der Abstand schon größer.
In diesem A-Finale mussten die Damen eine harte Strecke von 13,4 km Luftlinie bei 555 Höhenmetern bewältigen. Trotz eines Fehlers zu Beginn gelang der Seesenerin ein gewohnt technisch ausgezeichneter Lauf und als 44. sammelte sie ihre ersten Weltcuppunkte. Fünf Minuten und drei Plätze später folgte die Dresdenerin Ellen Klüser. Mit hervorragenden Platzierungen im B-Finale qualifizierten sich auch noch Ole Hennseler als Zweiter und Hanna Müller als Vierte für das A-Finale der Mitteldistanz.
Ole bei der Staffel (Bild: svensk orientering)In diesem summierten sich bei vielen Athleten reihenweise die Fehler und Unsicherheiten. So blieben auch Ole Hennseler als 51. bzw. die übrigen beiden deutschen Läuferinnen als 56. bzw. 59. ohne Weltcuppunkte. Für Birte Friedrichs begann der Lauf denkbar unglücklich, denn auf dem Weg zum Start stürzte sie und fiel auf einen Stein. Noch am Start wurde die Wunde notdürftig verpflastert und auf den letzten Drücker entschied sie sich dennoch zu laufen. Zu den ersten Posten war sie jedoch noch nicht richtig fokussiert und im Ziel war sie mit ihrem Lauf wegen weiterer kleiner Unsauberkeiten eigentlich recht unzufrieden, musste dann aber feststellen, dass ihrer Konkurrenz noch viel mehr Fehler unterlaufen waren und sie mit ihrem 38. Platz ihr bestes Weltcup-Ergebnis erzielt und weitere Weltcuppunkte eingesammelt hatte.
Für die abschließenden Staffeln mussten die deutschen Herren wegen einiger Ausfälle umplanen und so wurde der etatmäßige Schlussläufer der erfolgreichen Herrenstaffeln der letzten Jahre versuchsweise zum Startläufer. Ole Hennseler unterlief zwar ein Fehler, der ihn den Anschluss an die Spitze kostete, aber ansonsten lieferte er einen gewohnt starken Lauf und übergab mit geringem Rückstand als Elfter. Die beiden folgenden Teammitglieder konnten die Platzierung nicht ganz halten, das Trio wurde am Ende 16.
Die deutschen Damen hatten die derzeit stärkste Aufstellung zur Verfügung mit Birte Friedrichs als Schlussläuferin. Leider unterliefen Hanna Müller und Ellen Klüser im vierten harten Rennen in fünf Tagen zu viele Fehler, um eine einstellige Platzierung zu erreichen. Der Seesenerin gelang es jedoch, mit einem zuverlässig sauberen Lauf noch vier Nationen zu überholen, sodass die Damen sich über einen guten zehnten Platz freuen konnten.
Mit jeweils vier Damen und Herren, darunter den beiden MTV-OLern, wird das deutsche Team in gut zwei Wochen dann zur WM nach Kuopio aufbrechen. Sowohl Ole Hennseler als auch Birte Friedrichs haben in den letzten Wochen einmal mehr gezeigt, dass sie im deutschen Team feste Größen und die konstantesten Leistungsträger sind.