Nur eine Woche nach den Deutschen Meisterschaften im Sprint-OL und der Sprintstaffel in Zittau kamen die deutschen Orientierungsläufer erneut zusammen, diesmal im Lipperland zur DM über die Mitteldistanz. Der Ausgangspunkt war die Stadt Willebadessen im südlichen Teil des Eggegebirges, wo der Freiherr von Wrede nicht nur sein Schloss als Wettkampfzentrum und seinen Privatwald als Wettkampfgelände zur Verfügung stellte, sondern voller Begeisterung über die Natursportler sogar selbst mit anpackte.
Der Wald variierte von offenem Buchenwald über Laubwald mit diffusem Unterbewuchs und Kahlschlägen nach Borkenkäferbefall, bot teilweise recht steile Hänge und wies überraschend viele Steine und kleine Felsen auf und verlangte den Teilnehmenden alles ab. Die MTV-OLer zeigten sich mal wieder von ihrer starken Seite und räumten einen kompletten Medaillensatz sowie einen vierten Platz ab und überzeugten auch am Sonntag bei einem Bundesranglistenlauf über die Langdistanz mit drei zweiten Plätzen.
Den Auftakt zum DM-Wochenende bildete ein Sprint-OL, der für die Deutsche Park-Tour-Wertung zählt und durch den Ort und umliegende Wiesen führte. Einige MTV-OLer nahmen zum Aufgalopp daran teil, die besten Ergebnisse erzielten Martin Hennseler als Dritter der H45 und Lena Klose als Siebte bei den Damen der D19.
Bei der DM ging Till Buchberger voll konzentriert und hoch motiviert seine 4,2 km lange Strecke in der H-18 an und ließ sich auch von den 170 Höhenmetern nicht beeindrucken. Da er seine Konzentration bis zur Ziellinie beibehielt und ihm keine Fehler unterliefen, konnte er seinen Hauptkonkurrenten Loic Dequiedt (SV Robotron Dresden) um zehn Sekunden auf Distanz halten und einen weiteren DM-Titel – mittlerweile seinen sechsten Einzeltitel – gewinnen. Ein ebenfalls sehr guter Lauf mit nur ganz geringfügigen Ungenauigkeiten gelang auch Ole Hennseler auf seiner 5,6 km-Strecke der Herren-Elite. Der Lohn war mit dreißig Sekunden Rückstand auf den siegreichen Toby Scott, den für den OLV Steinberg laufenden gebürtigen Neuseeländer, mit dem er eine Woche zuvor die Staffel beim Weltcup in Norwegen gelaufen war, die Silbermedaille.
Die Damen-Elite hatte die gleiche Bahn wie die H-18 zu bewältigen. Da Birte Friedrichs im Saisonaufbau durch Erkrankungen mehrfach zurückgeworfen wurde und sich derzeit in Prüfungen befindet, musste sie an den Anstiegen einen Gang runterschalten und sich hinter den beiden Dresdener Nationalkaderkolleginnen Paula Starke und Patricia Nieke mit der Bronzemedaille begnügen. Zwei Minuten nach ihr folgte Lina Buchberger, der nach zwei anfänglichen Fehlern ein guter Lauf auf Augenhöhe mit den Medaillenrängen gelang, auf dem erfreulichen vierten Rang. Weitere zwei bzw. drei Minuten zurück folgten nach ebenfalls guten Läufen Meike Hennseler und Nina Döllgast auf den Rängen 10 und 12.
Das Rennen der D-20 beendete Lena Klose als Neunte und erhielt dafür, da die Strecke mit der Damenbahn identisch war und die beiden Läufe am Wochenende für die Damen und Herren für die Weltrangliste zählen, ihre ersten Weltranglistenpunkte. Das gleiche gilt für Jan Klose, der bei der Herren-Elite als 41. das Ziel erreichte. Martin Hennseler blieb in der H50 unter seinen Möglichkeiten und wurde als 21., Christian Buchberger wurde in der H55 als 33. gelistet.
Der Bundesranglistenlauf über die Langdistanz wurde im gleichen, nur erweiterten Terrain ausgetragen. Während Birte Friedrichs auf der 9,2 km langen Strecke bei 415 Höhenmetern nicht mehr viel zuzusetzen hatte und das Rennen als Sechste beendete, glänzte ihre Vereinskameradin Lina Buchberger mit einer tollen Vorstellung und belegte einen überraschenden zweiten Platz. Damit düpierte sie zugleich die Bundestrainer und zeigte, dass die österreichischen Trainer und Trainingsmethoden ihr neue Motivation und neues Selbstvertrauen vermittelt haben.
Ihr Bruder Till konnte auf der langen Strecke zwar seinen Dresdener Kontrahenten diesmal nicht halten, belegte aber ebenfalls einen ausgezeichneten zweiten Platz und dürfte in Sachen Bundesrangliste und Nominierung für die Jugend-Europameisterschaften wichtige Punkte gesammelt haben. Auch Ole Hennseler musste sich zwar dem Vortagssieger erneut geschlagen geben, nach 14 km und 520 Höhenmetern rettete er aber einen weiteren zweiten Platz ins Ziel. Jan Klose startete in der H21AL, die bei gleichen Höhenmetern drei Kilometer weniger zu bewältigen hatte, und belegte einen guten 7. Platz. Bei den Damen platzierten sich in der D19AK Nina Döllgast als gute Dritte und in der D19AL Lena Klose als Zehnte, Meike Hennseler musste das Rennen vorzeitig beenden. Martin Hennseler rehabilitierte sich in der H50 mit einem ausgezeichneten 8. Platz, Christian Buchberger verbesserte sich ebenfalls und wurde 29.