In Laax im ostschweizerischen Kanton Graubünden fanden in der vergangenen Woche die Weltmeisterschaften der Herren und Damen im Orientierungslauf statt.
305 Athleten aus 44 Nationen kämpften um die Titel in den Walddisziplinen Mittel- und Langdistanz sowie Staffel. Zum achtköpfigen deutschen Team gehörten auch die beiden Seesener OLer Birte Friedrichs und Ole Hennseler, die mit ihrem Abschneiden nicht ganz zufrieden waren, was aber jeweils durch die in unterschiedlicher Weise beeinträchtigte Vorbereitung bedingt war. Während Birte Friedrichs nach drei mehr als einwöchigen Trainingsunterbrechungen infolge starker Erkältungen und wegen ihrer Abschlussprüfungen für die Beamtenlaufbahn noch nicht die Vorjahresform erreicht hat, wurde ihr Vereinskamerad nach gutem Wintertraining durch einen Sturz beim letzten Sichtungslauf Anfang Juni, bei dem er sich das Knie aufschlug, zu einem mehrwöchigen Alternativtraining gezwungen. Folglich waren beide auch nur für eine Einzeldisziplin und die Staffel vorgesehen.Die Mitteldistanz und die Staffel fanden direkt oberhalb des Rheintals in einem Gelände statt, das durch den größten Felssturz im Alpenraum geschaffen wurde und eine sehr diffizile Höhenstruktur und dazwischen einen diffusen Unterbewuchs aufwies. Zu Birte Friedrichs' Leidwesen war die Bahn für die Qualifikationsläufe über die Mitteldistanz eher leicht gelegt und bevorzugte die läuferische Komponente und so kam es, dass sie als 17. ihres Vorlaufes trotz sauberen Laufes ihr Ziel, den Einzug in den Finallauf, um zwei Plätze knapp verfehlte. Dies war umso bitterer, als das Finale dann technisch sehr anspruchsvoll gelegt war und sie mitansehen konnte, wie viele Konkurrentinnen Fehler machte, sodass die Chance auf eine gute Platzierung gegeben gewesen wäre.
Die Langdistanz fand in typischem Schweizer Alpengelände in Höhen zwischen 1000 und 2000m statt, teilweise oberhalb der Baumgrenze, und war von steilen Anstiegen und Abhängen geprägt. Für die 14 km lange Strecke wurden die Athleten mit der Seilbahn ins Gelände gebracht. Ole Hennseler beendete das Rennen in einem für ihn etwas enttäuschenden 48. Platz und beklagte, dass es ihm während des Laufes nicht richtig gelungen sei, Karte und Gelände „zusammenzubringen“ und er durch das Downhill-Laufen bereits beim dritten Posten zu tief herauskam und wieder bergan stiefeln musste. Das viele Bergablaufen war für sein Knie auch eher nachteilig und er war durch die Verletzung auch nicht so gut darauf vorbereitet.
Die Staffelentscheidungen am Schlusstag wurden zusätzlich zu den vielen Höhenmetern im unübersichtlichen Gelände zu einer Hitzeschlacht, was dazu führte, dass manche Athleten so „platt“ waren, dass sie ihre Posten nicht mehr sauber anlaufen konten. Die Schlussläufer blieben ebenfalls nicht fehlerfrei und konnten bei den Herren den guten elften Rang halten bzw. bei den Damen sich leicht auf den 15. Platz verbessern. Beide Platzierungen waren zwar etwas schlechter als bei der letzten WM, entsprechen aber den deutschen Möglichkeiten.
Beide Seesener starteten auf der mittleren Position, übernahmen jeweils am Ende einer Gruppe und verloren nach Unachtsamkeiten gegen starke Konkurrenz einen Rang und den Anschluss. Auf sich allein gestellt überzeugten sie dann aber durch kluge Routenwahlen und hielten die Rückstände im überschaubaren Rahmen.Die Siege in den Staffelentscheidungen holten sich bei den Damen Schweden vor der Schweiz und Norwegen und bei den Herren die Schweiz vor Finnland und Schweden. Die Titel über die Lang- und Mitteldistanz gewann Kasper Fosser (NOR) und Matthias Kyburz (SUI) bzw. Simona Aebersold (SUI) und Tove Alexandersson (SWE). Für die besten deutschen Platzierungen sorgten Bojan Blumenstein als 18. und Hanna Müller als 22. jeweils auf der Mitteldistanz. In zwei Wochen geht es bereits mit der zweiten Weltcuprunde in Tschechien weiter.
(Bilder: Remy Steinegger)